Floristisch-faunistische Notizen aus Trockengebieten des Nahe-Berglandes
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** ATZELSBERG, Langweiler/LK Kusel **
Ergebnisse einer Exkursion am 6. Aug. 2005

 

Der Atzelsberg* liegt bei Langweiler im Jeckenbachtal. Der Berg ist insgesamt 387 m hoch, die Südflanke im Bild oben ca. 376 m. Ein Großteil des Hanges ist mit einer alten Baumhecke aus Französischem Ahorn (Acer monspessulanum) bestockt. Die noch offenen Bereiche besitzen nur eine geringe Vegetations-decke, im Grunde nur Einzelpflanzen auf sonst offenem Boden. Auffällig insbesondere Natternkopf, Knorpellattich, Wimper-
Perlgras und Edel-Schafgarbe. An den Felsen findet sich (nur vereinzelt) der Nordische Streifenfarn.

Exkursionsziel bei Langweiler im Jeckenbachtal NW Lauterecken


* Atzel = regionaler Ausdruck für "Elster"

 

Thermophile Faunenelemente auf dem Trockenhang des ATZELSBERG:

 

Melanocoryphus gilt als sehr wärmeliebende Wanzenart, die nur auf Wärmeinseln vorkommen soll. Nach unseren Beobachtungen ist die Art jedoch entlang der Mosel von der Mündung bis nach Trier und von dort entlang der unteren Saar bis fast zur saarländischen Grenze verbreitet. Der äußerste uns bekannte Fundpunkt liegt im Bereich des Steinbruchs bei Taben-Rodt. Bei vergleichbaren Untersuchungen im Nahetal hatten wir leider noch nicht auf die Art geachtet, der Fund am Atzelsberg scheint aber darauf hinzudeuten, dass die Art auch das Glantal hinauf verbreitet ist.

Alydus calcaratus bevorzugt zwar auch warme, vegetationsoffene Flächen, ist jedoch im Südwesten Deutschlands durchaus nicht selten. Erwähnt sei er hier nur wegen der sehr interessanten Larven, die ein ausgesprochen ameisenartiges Aussehen besitzen.

 

 

 

links: Die Bodenwanze Melanocoryphus albomaculatus
rechts: Larve des Rotrückigen Irrwischs Alydus calcaratus


Auch die Borretsch-Wanze ist ein mediterranes Faunenelement am Atzelsberg. Sie lebt am Natternkopf, einem der dominanten Pflanzen dort.
Die Borretsch-Wanze Aellopus atratus  
   

Diese "kopflose" Wanze dürfte jedoch aus wanzenfaunistischer Sicht das Highlight des Atzelsberges sein:
Leptopus marmoratus, die Marmorierte Steinläuferwanze

Wir fanden sie zwischen zwei Platten an einer kleinen Felsformation (s. Foto unten). Leider ging bei dem Versuch, das Tierchen in ein Sammelgefäß zu bugsieren, der Kopf verloren.

weitere Fundmeldung -- noch eine Fundmeldung

   

 

Die Heuschreckenfauna des Gebietes besteht aus Chorthippus biguttulus, Chorthippus vagans, Gryllus campestris, Nemobius silvestris, Platycleis albopunctata und Oedipoda caerulescens

Steppen-Grashüpfer Chorthippus vagans, ein typischer Felsenbewohner in der Region

 

Die Spinnenfauna
Unser Besuch galt natürlich vorrangig der thermophilen Springspinnenfauna des Gebietes. Im Moment scheint es aber eine Art Sommerloch bei den Spinnen höherer Straten, die man mit dem Klopfschirm erfassen kann, zu geben. Außer ein paar Jungtieren vom Tmarus piger konnten wir keine nenneswerten Spinnen feststellen. Folglich konzentrierte sich dann die Suche auf die Arten, die am Boden herumlaufen und die sich unter Steinen verstecken. Und schnell wurden wir fündig:

 

In nicht unbeträchtlicher Zahl waren am Boden diese Netze, so groß wie eine Handfläche ohne Finger, zu finden:

 


Habitatstruktur am Trockenhang des Atzelsberg

 

Es handelt sich um die mit einer zeltdachartigen Netzkonstruktion versehenen und getarnten Öffnungen der unterirdischen Röhren der Röhrenspinne Eresus cinnaberinus Eresus legt seine Röhren jedoch nur ungern auf völlig freien Flächen an, sondern bevorzugt hierfür den Saum von Gebüschen.

Lebensraum Trockenhang am Atzelsberg

Nach unserem Kenntnisstand wurde Eresus bisher im Glantal (und seinen Nebenbächen) noch nicht nachgewiesen. Am Mittagsfelsen bei Niederalben (7,5 km südwestlich gelegen) haben wir voriges Jahr die Art z.B. vergebens gesucht. (Verbreitungskarte)

 

 
Doch wo war die zweite röhrenbauende Spinnenart? Hier mußten wir über eine Stunde lang auf den Knien herumrutschend suchen um wenigsten 2 Schläuche zu finden.
Aber immerhin, damit ist auch die Tapezierspinne Atypus am Atzelsberg nachgewiesen:

Pardosa bifasciata, eine kleine Wolfsspinne mit deutlicher Präferenz für felsige Landschaften.



Im Nahegebiet ist P. bifasciata regelmäßig zu finden, an der Mosel scheinbar sehr selten aber vorhanden; im Saarland noch keine Nachweise. (Verbreitungskarte)

 

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