Floristisch-faunistische Notizen aus Trockengebieten des Nahe-Berglandes
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** BREMROTH, Altenbamberg bei Bad Münster am Stein **
Ergebnisse einer Exkursion am 13. Aug. 2005

 

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Exkursionsziel bei Altenbamberg südl. Bad Kreuznach

 


 

Thermophile Faunenelemente auf dem Trockenhang des BREMROTH:

 


Foto oben: Gonocerus acuteangulatus
Foto links: Ceraleptus gracilicornis

 
Beide Wanzenarten gelten als mediterrane Faunenelemente, die nördlich der Alpen nur in sehr warmen Gegenden vorkommen.

 

Die Spinnenfauna
Der Besuch galt wie immer der thermophilen Springspinnenfauna des Gebietes. Das am vorigen Wochenende festgestellte Sommerloch bei den Spinnen höherer Straten dauert aber anscheinend noch an. Außer einem einzigen Jungtier der Springspinne Heliophanus tribulosus konnte ich diesbezüglich keine nenneswerten Spinnen feststellen. Folglich konzentrierte sich die Suche wiedermal auf die Bodenbewohner.
Hier konnte ich Interessantes entdecken, wenn auch mehr Fragen als Antworten aufgeworfen wurden.


Lebensraum Blockschutt am Bremroth

 

Unter den Steinen konnte ich mindestens 4 interessante Plattbauchspinnen ausmachen. Unter zahlreichen Individuen der Mausspinne Drassodes lapidosus war auch ein Weibchen mit auffällig großer Epigyne**, ein starkes Indiz für die ausgesprochen seltene Art Drassodes hispanus lesserti. (Verbreitungskarte):
Drassodes hispanus lesserti


links: große Epigyne von Drassodes hispanus lesserti
rechts: kammartige Zahnreihe am hinteren Kieferrand bei Gnaphosa

Daneben konnte ich noch drei Jungtiere einer sehr hellen Gnaphosa-Art einfangen. Die Gattung Gnaphosa verrät sich durch eine kammartige Zahnreihe am hinteren Kieferrand, die bereits bei Jungtieren auftritt (vgl. Foto oben).
Jungtier einer noch unbestimmten Gnaphosa-Art

Aus Südwestdeutschland sind mir 2 Arten bekannt, die in Frage kommen: Gnaphosa lugubris u. Gnaphosa opaca. G. lugubris ist nach der großen und dunkel behaarten Gnaphosa lucifuga die zweithäufigste Art der Gattung. Ich habe sie in den letzten Jahren gelegentlich an den Felshängen des Moseltales gefunden. Sympathischer wäre allerdings diese Möglichkeit: G. opaca, von der in Deutschland erst 5 Fundorte bekannt sind (Verbreitungskarte).
Der letzte Fund gelang 2001 bei Bockenau/Nahe, also ganz in der Nähe des Bremroth (leg. STAUDT).

Dieser schwarze Flitzer war ziemlich häufig unter den Steine versteckt, normalerweise wieselflink, und dadurch auch vor einem zu allem entschlossenen Arachnologen sicher. Nur die Weibchen, die ihren pinkfarbenen Eikokon bewachten, waren eine leichte Beute:
Zelotes pseudoclivicola*, eine Plattbauchspinne aus der taxonomisch schwierigen subterraneus-Gruppe der Gattung Zelotes.
Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand scheint die Art nur in den Wärmegebieten von Mosel/Saar/Nahe/Mittelrhein vorzukommen (Verbreitungskarte).

Und schließlich erwischte ich dieses Jungtier einer Gnaphosa-Art:

Gnaphosa cf. bicolor, Jungtier

Die deutlich gelblich gefärbten Femura deuten meines Erachtens darauf hin, dass es sich um Gnaphosa bicolor (Verbreitungskarte) handeln könnte. Diese Art ist ausgewachsen dunkelbraun gefärbt und hat auffallend rötliche Femura. Sie kommt im Saarland auf Blockschutthalden an der Saar und auf entsprechenden Standorten im Hunsrück vor. Die Habitatstrukur am Bremroth ist praktisch identisch mit der an den mir bekannten Vorkommen der Art.

 

 

 

 

 

(* Alle Zelotes-Arten, ca. 20 Arten in Deutschland, sehen so aus. Die Bestimmung ist nur genitalmorphologisch möglich)

(**Aus Artenschutzgründen sollte man für solche Fälle unbedingt eine Lupe dabei haben, ansonsten müßte man 'zig Tiere einsammeln, da an den hispanus lesserti-Fundstellen immer auch lapidosus, und zwar als dominante Art, auftritt.)

 



Ein solcher Lebensraum ohne die Tapezierspinne Atypus? - undenkbar!
Daher habe ich so lange gesucht bis ich schließlich einen Schlauch entdeckt hatte. Ein vorsichtiger Zug am freien Ende und schon löste sich der nur ca. 15 cm lange Schlauch vollständig aus der Röhre. Darin ein Weibchen und zahlreiche Jungtiere:

Atypus-Schlauch

Atypus-Jungtier

Weibchen von Atypus affinis

_________________________________________________________________________________________________A. Staudt