Floristisch-faunistische
Notizen aus Trockengebieten des Nahe-Berglandes |
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** Blockschutt am Leienberg, Hinzweiler/LK Kusel **
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Bemerkenswerte Faunenelemente auf der Blockschutthalde des LEIENBERGS: |
Foto: Jungtier Thanatus sabulosus | Foto: Steinläuferwanze Leptopus marmoratus | |
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Weitere Spinnenarten: |
Foto: Textrix denticulata, kleine aber kontrastreich gefärbte Winkelspinne aus der Familie der Agelenidae |
Nach HEIMER & NENTWIG (1991) ist Textrix denticulata "stellenweise sehr häufig, in kleinen Trichternetzen an sonnigen Waldrändern, sowie Häuserwänden". Ein Blick auf die Nachweiskarte der Arachnologischen Gesellschaft zeigt aber, dass es wohl in Südwestdeutschland (speziell in Rheinland-Pfalz u. Saarland) keine solchen Stellen gibt. Außer einer Meldung aus Gönnersdorf und dem Raum Mainz gibt es aus der Region überhaupt keine weiteren Nachweise. |
__________________________________________________________________________________________________A. Staudt
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Offene Fragen: |
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Foto:
Neon sp. (links), Theridion sp. (Mitte), Atypus-Fäden?
(rechts) |
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Blockschutt am Leienberg, Hinzweiler/LK Kusel **
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...und
es gibt sie am Leienberg doch, die Fangschläuche von Atypus
sp.: |
Foto:
Fangschlauch der Tapezierspinne Atypus |
Des Rätsels Lösung:
Am Leienberg befanden sich alle gefundenen Atypus-Schläuche
(bis auf einen unter einer Baumwurzel) unter Steinplatten. |
Foto: Theridion
mystaceum* *Der belgische Arachnologe Herman Vanuytven teilt uns am 23.12.2012 mit, dass es ich bei dem oben abgebildeten Exemplar nicht um Theridion mystaceum, sondern um eine neue, bisher verkannte Art aus der melanurum-Gruppe handelt, an der er gerade arbeitet (sie hat noch keinen Namen). Unterscheidungsmerkmale sind die dünneren und komplexer geknäuelten Einführgänge. |
Foto:
Theridion-Art aus der melanurum-Gruppe, möglicherweise
Theridion betteni |
Nach Wiehle (1937)
und Thaler (1966) ist die Epigynengrube bei Th. melanurum nur etwa
halb so groß wie die durchscheinenden Receptacula seminis und liegt
weiter hinten. Die Einführöffnungen der Einführgänge
sitzen am Rande der Epigynengrube und sind daher kaum zu sehen. Die Schlingen
der Einführgänge liegen links und rechts neben der Epigynengrube.
Bei Th. betteni hingegen sitzen die Einführöffnungen
sehr dicht zusammen im Zentrum der Epigynengrube und sind daher, inkl.
der abgehenden Einführgänge ganz gut zu sehen. Die Epigynengrube
ist sehr groß und liegt teilweise über den Samentaschen. |
Die am Standort vorgefundenen Springspinnen aus der Gattung Neon konnten dagegen eindeutig und problemlos der Art Neon levis zugeordnet werden, denn die Epigyne der Art N. levis unterscheidet sich deutlich von denen der anderen Arten dieser Gattung. |
Foto:
Neon levis, eine sehr seltene Springspinne, präferiert wahrscheinlich
Blockschutthalden |
Ein weiterer "schöner" Fund gelang mit dieser schwarzglänzenden, winzigen Springspinne. Es handelt sich um Chalcocirtus infimus, eigentlich eine extrem seltene Art, aber der Fund am Leienberg war nun schon der 3. neue Fundort dieser Art für das Jahr 2009. Die beiden anderen Fundorte liegen im Donnersberg-Gebiet, einem sehr viel größeren Rhyolith-Massiv nordöstlich von Kaiserslautern. |
Foto: Chalcoscirtus
infimus, eine nur 2 mm große und sehr seltene Springspinne |
Während sich der Arachnologe Staudt mit unscheinbaren Winzlingen unter Steinen herumschlagen mußte, durfte sich Bryologe Heseler, quasi auf entomologischen Abwegen, mit exotischen Schönheiten befassen: |
Foto: Rote Mordwanze
Rhinocoris iracundus (Foto: Ulf Heseler) |
Nebenstehende
Tierchen werden dagegen, insbesondere wenn man ihnen in Natura begegnet,
bei den meisten Menschen eher Abscheu erregen. Es sind heimische Vertreter
der Schaben (Blattoptera), die die meisten wohl nicht aus heimischen Gefilden,
sondern aus dem Urlaub in südlichen Ländern ("la cucaracha")
kennen werden. Am Leienberg gab es neben der xerothermen Art Ectobius pallidus (bleiche, strohgelbe Färbung) und der Gewöhnlichen Waldschabe Ectobius sylvestris (dunkle, fast schwarze Färbung) noch diese im Felde durch ihre dunkelbraune Färbung auffällige Art: Ectobius lucidus. |
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Fotos:
Ectobius lucidus (zur Vergrößerung Bilder anklicken) Eine Bestimmungshilfe findet man hier. |
Diese Art ist (neben E. panzeri) nach derzeitigem Kenntnisstand wahrscheinlich die seltenste der insgesamt fünf Freilandarten, die im Großraum SAAR-LOR-LUX und Rheinland-Pfalz vorkommen. |
Zum Schluß
können wir noch von einem biogeographisch bedeutenden Spinnenfund berichten.
Das nebenstehende Tier und weitere Exemplare, Weibchen wie auch Männchen,
hielten wir vor Ort für Zora sylvestris, einer eher seltenen
Art, aber doch typisch für Trockenstandorte. Die Nachbestimmung zu Hause unter dem Binokular ergab jedoch einen anderen, sehr überraschenden Befund. Es handelt sich hier um Zora manicata. Von dieser Art gibt es in Deutschland kaum mehr als 10 Nachweise, und wenn man sich die Nachweiskarte anschaut, könnte man glauben, dass es sich um eine eher östlich verbreite Art handeln würde, die irgendwo im Maingebiet die Westgrenze ihrer Verbreitung erreicht. |
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Foto: Zora manicata | ||
_____________________________________________________________________________________A. Staudt & U. Heseler |