Floristisch-faunistische
Notizen aus lothringischen Trockengebieten: |
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** Pagny-La-Blanche-Côte **
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Kalkschuttgesellschaften
gehören zu den repräsentativen Pflanzengesellschaften Lothringens.
Sie kommen an den Prallhängen der Maas vor, sind aber in der Regel
selten, nur kleinflächig ausgebildet und vom Artenspektrum her gesehen
rudimentär ausgebildet. |
Exkursionsziel
bei Pagny-La-Blanche-Côte
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Thermophile Faunenelemente der Blanche Côte: |
Foto oben: Tropidothorax leucopterus, sehr wärmeliebende Wanzenart, die besonders an Schwalbenwurz vorkommt. Dieses Exemplar hier hat sich auf eine Tauben-Scabiose verirrt. Foto links: Eipaket (auf der Unterseite von Steinen) der Gottesanbeterin, Mantis religiosa |
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Foto: Araniella
displicata (->Verbreitungskarte) Diese Kreuzspinnenart war bisher aus der SAAR-LOR-LUX-Region noch nicht bekannt. Sie bevorzugt als Lebensraum freistehende Kiefern auf Trockenrasen. |
Foto: Calliptamus italicus, die Italienische Schön-schrecke |
Foto:
junge "Tarantel" (Alopecosa sp.) Anfang Oktober war sie die häufigste Spinne in der Fläche. Ebenfalls nicht selten war die große Plattbauchspinne Gnaphosa lucifuga, die aber in den Kalksteinbrüchen Lothringens nicht selten zu sein scheint (->weitere Funde) |
Foto: Horvathiolus superbus, sehr wärmeliebende, nur 5 mm große Erdwanze. |
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Foto: Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) Im Gebiet soll es auch die Rotflügelige Ödlandschrecke geben, wir konnten sie jedoch nicht beobachten. |
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Bemerkenswerte Florenelemente der Blanche Côte: |
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Bemerkenswerte Spinnen: |
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_________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker Literatur: SCHMIDT, Christian (2004): Der Weberknecht Dicranopalpus ramosus (Simon, 1909) (Arachnida, Opiliones, Phalangiidae) neu für Deutschland. - Mitt. Arbeitsgem. westf. Entomol. 20 (1): 1-12; Bielefeld. CUPPEN, J. G. M., (1994): Dicranopalpus ramosus, a new species of harvestman for the Netherlands (Opilionida: Phalangiidae). - Entomologische Berichten 54 (9): 176-178 SLOSSE, W. (1995): Dicranopalpus ramosus (Opiliones: Phalangiidae), nieuw voor de Belgische fauna. Nwsbr. Belg. Arachnol. Ver., Vol. 10, No. 1, pp. 11-13. |
So wie es im Vorjahr
beim ersten Besuch dieses faszinierenden Standorts bereits zu spät
im Jahr für eine erfolgreiche Spinnenjagd war, scheint es in diesem
Jahr Anfang Mai noch etwas zu früh zu sein, um eine größere
Anzahl von Spinnenarten nachweisen zu können. Insgesamt waren es
diesmal nur 28 Arten. |
Bei der
Exkursion ging es jedoch hauptsächlich um den Nachweis der großen,
sehr wärmeliebenden Springspinne Philaeus chrysops, die bereits
für die Blanche Côte gemeldet ist (SARDET
& IORIO 2005). Und tatsächlich war es kein Problem, diese Art
zu finden. Nachdem wir ca. 5 Männchen und ebensoviele Weibchen gesehen
hatten, hörten wir mit dem Zählen auf. Weitere Beobachtungen der Art an diesem Trockenhang und in diesem Jahr erfolgten bereits am 30. April durch Marc Meyer und Jan Habel vom Naturkundemuseum Luxemburg (M. Meyer, schriftl. Mitteilung). |
Foto: Philaeus chrysops an der Blanche Côte bei Pagny-La-Blanche-Côte (Meuse) |
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Foto: Xysticus kempeleni - Weibchen |
Von biogeographischer Bedeutung ist auch der Fund dieser lustig aussehenden Krabbensspinne: |
Foto: Thomisus onustus |
Offenbar handelt es sich um den Erstfund der thermophilen Krabbenspinne Thomisus onustus in der Großregion (-> Karte). Auch wir haben die Art auf unseren zahlreichen Exkursionen ins lothringische und deutsche Moselgebiet noch nicht gesehen. Nur im Unterlauf der Nahe (Bad Münster am Stein) haben wir sie einige Male gefunden (->Bericht). |
Die folgende, im Vergleich mit den bisher besprochenen eine eher unscheinbare Art, Hylyphantes graminicola, war bisher in der Region noch nicht nachgewiesen (-> Karte). Aus der Literatur ergibt sich jedoch, dass es sich hierbei um eine feuchteliebende Art handelt. Möglicherweise wurde das Tier, das offensichtlich gerade die Adulthäutung hinter sich hat, aus dem Tal und dem Ufer der Maas (< 100 m entfernt) verdriftet. Die Talsohle ist jedoch intensiv landwirtschaftlich genutzt, einziger Lebensraum für feuchteliebende Arten wäre dort nur der unmittelbare Ufersaum der Maas. |
Foto: Hylyphantes graminicola |
Weitere bemerkenswerte
Arten: Die Gottesanbeterin Mantis religiosa konnte wiederum durch Funde ihrer Eipakte bestätigt werden. Larven der Italienischen Schönschrecke, Calliptamus italicus, und der Ödlandschrecke Oedipoda sp. waren geradezu massenhaft vertreten. Eine interessante Raubwanze ist uns leider entkommen, bevor wir ein Foto schiessen konnten. Vermutlich hat es sich um Rhinocoris erythropus gehandelt. |
Kurz vor Pagny-La-Blanche-Côte
gibt es einen weiteren Prallhang, der nur kleinflächig über
Schuttfluren verfügt. Insgesamt ist die Lebensraum- bzw. Habitatvielfalt
aber höher als an der südexponierten Blanche Côte. Auch
hier konnten wir sofort Philaeus chrysops nachweisen. Und
auch Netze von Eresus cinnaberinus waren nach kurzer Suche
gefunden. Dies bestätigte unsere Annahme, dass für die Anlage
der Röhre (bei Eresus ca. 10 bis 15 cm tief) etwas grabbare
Feinerde unabdingbar ist, und das Fehlen der Art an der Blanche Côte
wohl nur auf diesen Mangel zurückzuführen ist. An der Côte
sur le Preye ist Eresus dagegen recht häufig. |
Foto: Côte sur le Preye südlich von Pagny-La-Blanche-Côte (Meuse)
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Foto: Eresus cinnaberinus-Weibchen mit typischem Netzdach über der Wohnröhre |
Weitere bemerkenswerte
Spinnenarten: Am Rande des Trockenhanges konnten wir aus hohem Altgras zahlreich die Springspinne Marpissa nivoyi, zusammen mit der kleinen Sackspinne Clubiona subtilis, klopfen. Strukturell ähnelte der Bestand sehr dem Lebensraum "Großseggenried" in dem wir die Art im Südlichen Pfälzerwald normalerweise finden (dort ebenfalls zusammen mit Clubiona subtilis). Hylyphantes graminicola war ebenso wie an der Blanche Côte vertreten. Diesmal erwischten wir ein Männchen. Eine kleine, eingefangene Springspinne erwies sich unter dem Binokular als Talavera inopinata, die ja im Saarland nicht selten ist (->Karte). |
Weitere bemerkenswerte
Arten: Auch an der Côte-sur-le-Preye konnte die Gottesanbeterin Mantis religiosa über ihre Eipakte nachgewiesen werden. Die Ritterwanze Lygaeus equestris ist uns entkommen, bevor wir ein Foto machen konnten. Häufig war auch die thermophile Wanze Dicranocephalus albipes. |
_________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker
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Da beim ersten Besuch
der Côte sur le Preye im Mai 2007 nur ein Teil des Spektrums der thermophilen
Spinnenarten lothringischer Trockenrasen festgestellt werden konnte, sollte
diese Exkursion der Komplettierung der Artenliste dienen. Ebenso wie beim letzten Besuch war die erste Spinne, die in den Klopfschirm fiel, die Springspinne Marpissa nivoyi. Und auch Philaeus chrysops und die Röhren von Eresus cinnaberinus waren schnell gefunden. Anders als im Vorjahr waren aber auch einige Schläuche der Tapezierspinne Atypus sp. nachzuweisen. . |
Bisher noch nicht gefunden,
aber aufgrund der Ausstattung der bisher untersuchten lothringischen Trockenhänge
zu erwarten, waren die beiden Springspinnen Ballus rufipes und
Synageles hilarulus. Wir konnten sie diesmal in mehreren Exemplaren
an der Côte sur le Preye nachweisen. |
Foto: Ballus rufipes (links) und Männchen u. Weibchen von Synageles hilarulus (rechts) |
Vollkommen überraschend kam dagegen der Fund einer weiteren, auffällig schwarz glänzenden und ebenfalls sehr kleinen Springspinne, Chalcoscirtus nigritus. Diese Art war für die Großregion SAAR-LOR-LUX noch nicht bekannt (->Funde in Deutschland). Für das nördliche Frankreich gibt es glaubwürdige Meldungen (Bildnachweise), wonach die Art auch im Tal der Marne bei Paris und südöstlich von Rennes in der Bretagne vorkommt. Allerdings ist die Art auf Fotos kaum von der Schwesternart Chalcoscirtus infimus zu unterscheiden, wenn man darauf die äußere Form der männlichen Pedipalpen oder der Chelizeren nicht erkennen kann. (Funde in Frankreich: ->Charenton/Paris, ->Janzé/Bretagne) |
Foto: Chalcoscirtus nigritus, eine seltene Springspinne |
Foto: Phrurolithus
nigrinus, kleine ameisenartige Spinne, die heute bei den Rindensackspinnen
(Corinnidae) eingeordnet wird. Diese Spinne hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Süfrankreich. Weiter nördlich wurde sie bereits im Bodenseegebiet (leg. J. KIECHLE) und im Schweizer Jura (BAUR et al, 1996) nachgewiesen. |
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Foto: Theridion
sp. |
Spätestens
beim Fund eines solchen Tierchens solltes es jedem Teilnehmer einer entomologischen
Exkursion klar werden, dass der besuchte Standort "teuflisch gut"
ist: |
Die Larve des Schneckenhausnistkäfers Drilus concolor stellt alles, was im menschlichen Bereich bei Hausbesetzungen so abläuft, in den Schatten. Nachzulesen z.B. bei BELLMANN (1999) im Kosmos Naturführer. |
Foto:
Drilus concolor, Schneckenhaus-Nistkäfer |
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Foto: Phymata crassipes |
Diese
Exkursion führte uns tief in die Vergangenheit des Planeten Erde, denn
genau betrachtet, standen wir dort auf dem Boden eines Jura-Meeres. Der
Prallhang der Maas besteht nämlich aus Jura-Kalken, und zwar aus Kalken
des Weißen Jura (Malm), also des oberen Jura und dort aus der Oxfordformation
( = unterer Malm). Dazu passend fanden wir an den Erdanrissen eine fossile
Turmschnecke aus der Gattung Nerinea (Syn. Cossmannea). |
Foto:
fossile Turmschnecke Nerinea |
Zwischen den Fossilien tummelten sich nicht minder alte, aber heute noch lebende Urinsekten aus der Ordnung Archaeognatha, Familie Machilidae. Aufgrund der Muster in den Augen und der Lage und Form der Ocellen konnten die Tierchen den beiden Arten "coole Brille" Dilta hibernica und Lepismachilis y-signata zugeordnet werden. |
Foto: die Felsenspringer Dilta hibernica (links) und Lepismachilis y-signata (rechts) |
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Foto: Copium clavicorne, wärmeliebende, 3-4 mm große Netzwanze an Gamander |
Literatur: BAUR, B., J. JOSHI, B. SCHMID, A. HÄNGGI, D. BORCARD, J. STARY, A. PEDROLI-CHRISTEN, G.H. THOMMEN, H. LUKA, H.-P. RUSTERHOLZ, P. OGGIER, S. LEDERGERBER & A. ERHARDT (1996): Variation in species richness of plantes and diverse groups of invertebrates in three clacareous grasslands of the Swiss Jura mountains. - Rev. Suisse Zool. 103 (4): 801-833; Genève. |
_____________________________________________________________________________________A. Staudt & U. Heseler |
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Sexey-aux-Forges **
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Wohl nur jahreszeitbedingt war die Spinnenausbeute in diesem Schutzgebiet des Conservatoire des Sites Lorrains (CSL) im Moseltal zw. Neuves-Maisons und Toul nur mäßig. Dafür sahen wir aber zahlreiche Gottesanbeterinnen und konnten ein wenig ihr Verhalten studieren. Offenbar mangels Steinen waren z.B. in diesem Gebiet die Eipakte in der Vegetation festgemacht. Beide Geschlechter erwiesen sich als gute Flieger. Ihre Flugübungen absolvieren sie mit großer Leichtigkeit und dabei erinnert ihr Flugstil ein wenig an Großschmetterlinge. |
Exkursionsziel
bei Sexey-aux-Forges
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Foto: Mantis religiosa, die Gottesanbeterin |
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Foto: Lixus cf. albomarginatus, typischer Rüsselkäfer auf den lothringischen Trockenrasen an der Mosel. Foto:
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Foto: Euthystira brachyptera, die Kleine Goldschrecke ist in Lothringen eine Charakterart der Trockenrasen | |
_________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker
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