Floristisch-faunistische
Notizen aus Trockengebieten des Nahe-Berglandes |
Beiträge
bitte an:
Aloys3@Yahoo.de mailen |
** ROTENFELS, Bad Münster am Stein **
|
|
Der Rotenfels bei Bad Münster am Stein ist ein ca. 1,2 km langer, steiler Prallhang im Nahetal. Von ca. 118 m ü.NN. steigt er fast senkrecht auf 237 m hoch. Er gilt als einer der schönsten und größten Felsen Mitteleuropas (ausserhalb des Alpenraumes). Obwohl er aus sauren Vulkaniten besteht, ist der Artenreichtum im Felsenbereich enorm. Näher untersucht wurden zwei Flächen: A)
Fast buschfreier Trockenhang am Ostrand des Massivs mit B) Nur locker verbuschter Trockenhang etwas abseits der eigentlichen Felswand im Wald. Anders als auf Fläche A war hier der Feinerdeanteil fest verbacken. Dies könnte eventuell das offensichtliche Fehlen von Atypus und Eresus erklären. Dafür war die gesuchte Gnaphosa (s.u.) unter den Steinplatten reichlich vertreten. |
Exkursionsziel bei Bad Münster a. Stein im Nahetal |
|
|
Thermophile Faunenelemente am ROTENFELS: |
|
oben: Geocoris
grylloides |
|
links: Rhynocoris iracundus, die Zornige Raubwanze |
Die Heuschreckenfauna des Gebietes besteht aus Chorthippus biguttulus, Chorthippus vagans, Chorthippus brunneus, Nemobius silvestris, Platycleis albopunctata, Oecanthus pellucens, Calliptamus italicus und Oedipoda caerulescens | |
Das erste was wir
an der Felswand bemerkten waren hohe, schrille Pfeiftöne, denen der
Bergzikade nicht unähnlich. Die Musikanten blieben jedoch unsichtbar,
so dass wir tatsächlich einige Zeit total verunsichert waren und
rätselten was das wohl für eine Zikade sein könnte. |
Außergewöhnlich viele der Heuschrecken des Gebietes, besonders die Ödlandschrecken und die Italienischen Schönschrecken, waren massiv mit parasitierenden Milben befallen - hier ein ganz extremes Beispiel bei einer Blauflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). |
Die Spinnenfauna der Untersuchungsfläche (B) Ziel der Exkursion war die Klärung der Frage zu welcher Art die helle, mittelgroße Gnaphosa gehört, die A. Staudt am Bremroth im Alsenztal, wenige Kilometer südlich gelegen, an einem der vergangenen Wochenenden festgestellt hatte (Exkursionsbericht Bremroth hier). Hierzu wurde anhand des Luftbildes am Rotenfels die Untersuchungsfläche (B) ausgewählt. Wie erhofft fanden wir vor Ort tatsächlich eine ähnliche Habitat- und Lebensraumstruktur wie am Bremroth vor: Foto: Lebensraum von Gnaphosa lugubris in der Nähe des Rotenfels (Untersuchungsgebiet B). (Die Rotfärbung der Vegetation kommt vom Kleinen Sauerampfer, Rumex acetosella.)
|
|
Und
auch der Fund der gesuchten Gnaphosa ließ nicht lange auf sich
warten. Zahlreiche ausgewachsene Weibchen konnten wir unter den Steinen
feststellen. Man kann sogar sagen, dass sie wohl die dominante Art dort
ist: Gnaphosa lugubris. Die Tiere sind deutlich kleiner als Gnaphosa lucifuga und auch nicht so dunkel gefärbt. Weitere Fotos und Bestimmungsmerkmale ( >hier). |
|
Gnaphosa lugubris (auf künstl. Substrat fotographiert, natürliches Substrat am Standort -> siehe Foto der Zornigen Raubwanze) | |
Alopecosa cf.
fabrilis, Jungtier, eine
der größten Spinnen Deutschlands. |
|
Bemerkenswerte Spinnenarten auf der Untersuchungsfläche (A): | |
Dass diese Spinne ulkig aussieht, offenbart sich erst bei starker Vergrößerung. Im Gelände kann man die Jungtiere durchaus für eine "gemeine" Veränderliche Krabbenspinne halten. Es handelt sich aber um ... | |
|
|
Diese Krabbenspinne ist allerdings noch wesentlich seltener. Neben einer alten Meldung von BRAUN (1960) aus der Umgebung Bingen ist in neuerer Zeit nur ein weiterer Fundort in Rheinland-Pfalz bekannt geworden (bei Pommern an der Mosel ->Details)
Foto links: |
|
Und hier die charakteristischen Bodentiere, deren Präsenz am Rotenfels für den Arachnologen keine wirkliche Überraschung ist: |
|
Die Eresus-Männchen sind derzeit am Rotenfels auf Brautschau unterwegs. Wir sahen drei Männchen frei herumlaufen - Röhren mit ihren typischen "Zeltdächern" waren es jedoch so viele, dass wir schließlich das Zählen aufgaben.
|
Bauschutt und Müll vor der Haustür - hier wohnt ein Mensch oder ...eine Tapezierspinne, in diesem Fall Atypus affinis. |
Diese Springspinne, Pseudicius encarpatus, turnte mit einem weiteren Kollegen auf dem Handlauf entlang des Felsenpfades herum. Wiederum eine Art, die nur auf Wärmeinseln vorkommt, aber auch dort sehr selten ist. Foto links: Pseudicius encarpatus |
|
Literatur: BRAUN, R.(1960): Neues zur Spinnenfauna des Rhein-Main-Gebietes und der Rheinpfalz.. - Jb. Nass. Ver.f. Naturkde. 95 , Wiesbaden: 28-89.
|
|
_________________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker
|
2.
Besuch am 1. Juli 2006 (Fläche A)
|
|
**Ergänzungen**
|
|
Foto oben: Borretschwanze Aellopus atratus, unter Steinen gefunden (siehe auch Exkursion zum Atzelsberg im LK Kusel) Foto links: Theridion nigrovariegatum |
|
Die Kugelspinne Theridion nigrovariegatum ist, wie unsere Untersuchungen zeigen, in den Trockengebieten von Rheinland-Pfalz nicht selten. Die Verbreitungslücken im Moselgebiet sind möglicherweise auf die intensive Nutzung der Weinbaugebiete zurückzuführen (->Verbreitungskarte). Die vergleichsweise geringe Funddichte in den anderen deutschen Wärmegebieten ist auffällig. Ob dies nur auf unterschiedliche Erfassungsintensität zurückzuführen ist, ist unklar. Diese Springspinne, Asianellus festivus, hält wahrscheinlich den deutschen Rekord beim Weitspringen der Spinnen. Sie springt gerne und manche ihrer Sprünge sind bis zu 40 cm weit. |
|
Foto: Asianellus festivus (Phlegra f.) | |
Bereits
im Vorjahr war uns am Felsenweg eine Sommerwurz aufgefallen, die aber damals
Ende August bereits völlig verblüht war. In diesem Jahr trafen
wir sie in Vollblüte und zugleich in einem schönen Bestand an.
Offenbar schmarotzt sie an Artemisia campestris. |
|
Foto: Orobanche cf. coerulescens |
|
Foto: Thanatus atratus | |
Diese Spinne aus der Familie der Laufspinnen (Philodromidae) wurde bisher in Deutschland nur selten gefunden. Die Funde in Oberrheingraben sind zudem schon einige Jahrzehnte alt. | -->Nachweiskarte |
_________________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker |