Floristisch-faunistische Notizen aus lothringischen Trockengebieten:
Beiträge bitte an:
Aloys3@Yahoo.de mailen
   

** Waville, südl. Metz **
Ergebnisse einer Exkursion am 3. Juni 2006

 


Exkursionsziel war ein kleines in Nordsüd-Richtung verlaufendes Tälchen nördlich Waville.

Etienne Iorio
gibt für Waville die Röhrenspinne Eresus an (IORIO, sous presse). Trotz intensiver Suche konnte ich aber keine Netze dieser Art entdecken. Dafür fand ich jedoch eine Handvoll Schläuche der Tapezierspinne Atypus piceus. Allerdings nicht auf den offenen Trockenrasenflächen (siehe Foto unten) sondern in stark verbuschten Bereichen am Nordrand der Biotopfläche.

Bestätigt wurde die Beobachtung, dass die sonst seltene Springspinne Marpissa nivoyi offenbar im Moseltal regelmäßig Trockenrasen besiedelt, wie sich durch den Fund eines Jungtieres im vorigen Jahr bei Arnaville andeutete.

Exkursionsziel bei Waville



Thermophile Faunenelemente auf dem Trockenhang von WAVILLE:

Foto: Marpissa nivoyi
Die Art tritt im Pfälzerwald in Großseggenriedern und Schilfröhrichten auf, hat aber im lothringischen Moselgebiet anscheint auf Trockenrasen einen weiteren Lebensraum. Dies ist (auf den zweiten Blick) durchaus nicht ungewöhnlich, da andere Springspinnen ein ähnliches Verhalten zeigen. Z.B. tritt die ameisenartige und weitverbreitete Springspinne Myrmarachne formicaria ebenso gerne auf Trockenrasen wie in Schilfbeständen auf. Offenbar spielen in solchen Fällen die speziellen Habitateigenschaften eine größere Rolle für die Präsenz einer Art als die allgemeinen Lebensraumbedingungen.

Foto: Synema globbosum
Diese flinke, auf Gebüsch lebende Krabbenspinne ist sehr wärmeliebend. Meine Beobachtungen deuten darauf hin, dass sie einerseits ihre Bestände vergrößert und andererseits wohl auch in Gebiete vorstößt, in denen sie vor 10 Jahren noch nicht vorkam. Foto: Atypus piceus, mit artypischem, pigmentfreien Ring am letzten Spinnwarzenglied

Normalerweise macht sich diese thermophile Art
nur durch ihren Gesang bemerkbar - Cicadetta montana. Diesmal konnte ich eine Exuvie zusammen mit dem gerade erst geschlüpften, adulten Tier abl
ichten:

Und auch diese Art lebt sehr im Verborgenen - Mantis religiosa. Der Nachweis gelang über die arttypischen Eipakete, die auf die Unterseite von Steinen geheftet werden. Mangels Steinen mußte die Gottesanbeterin hier wohl ihr Eipaket "einfach so" auf die Erde ablegen:

Foto: Cicadetta montana, Bergzikade

  Foto: Lacinius horridus, ein stark bedornter Weberknecht
Foto: Pardosa riparia Foto: Euphydyas aurinia, Skabiosen-Scheckenfalter
Dieses Tier hatte ich mehr so im Vorübergehen eingesammelt, weil es mal eine Abwechselung zu den am Hang häufigen Pardosa bifasciata war. Erst zu Hause unter dem Binokular zeigte sich die Bedeutung dieses Fundes (Verbreitungskarte). In ganz Europa bemüht sich der Naturschutz um diese Art. Auf dem Trockenhang von Waville war er der häufigste Tagfalter überhaupt.

 

Und um die Verbreitung dieses Tierchens zu klären wurde diese Exkursion (und alle anderen in den letzten Jahren in die Trockengebiete von Mosel, Mittelrhein und Nahe) durchgeführt:

Foto: Ballus rufipes, Weibchen  
   
Kaum zeichnet sich für einen Problemfall (Marpissa nivoyi) eine Klärung ab, schon ergeben sich neue Fragen:
Was habe ich hier gefunden?
   

_________________________________________________________________________________________________A. Staudt