| Floristisch-faunistische
Notizen: |
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** Namenloser Felskopf im Leuktal bei Weiten ** Ergebnisse einer Exkursion am 09. Februar 2008 |
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Foto 1: Habitatstruktur
an der sonnenexponierten Westflanke der Felsenformation oberhalb einer
Felswand |
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| Foto 2: kleine, beschattete Blockhalde am Fuß der Felswand | |
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Die Habitatausstattung des
Gebietes erwies sich für solche Lebensräume als recht komplett: |
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| Kleine
Grashorste (vgl. Foto 3) erwiesen sich auch an diesem Felsen wie im Bereich
der Primsleite (->Bericht)
als beliebter Aufenthaltsort für die arealgeographisch interessante
Spinnenart Minicia marginella (->Foto). |
Foto
3: zentraler
Felskopf
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Die Spinnenfauna des Gebietes
ähnelt sehr der Fauna der Felskuppen der Primsleite. Auch die hübsche
Kugelspinne Crustulina guttata (->Foto)
ist hier ebenso häufig wie Minicia. Vermisst
habe ich die kleine Springspinne Pseudeuophrys erratica
(->Foto),
aber vielleicht muss man, um diese Art zu finden, nur intensiver in einer
etwas wärmeren Jahreszeit suchen.
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Phycosoma inornatum hat eine sehr eingeschränkte Verbreitung in der Großregion (->Nachweiskarte). Die wenigen Fundmeldungen aus Deutschland weisen auf eine sehr wärmeliebende Art hin, bei der ich den Eindruck habe, dass sie sich durchs lothringische Moseltal flussabwärts wandernd in unserer Region gerade erst zu etablieren beginnt. |
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Gemeinsamkeiten mit den Felsstandorten
der Primsleite gab auch bei den anderen Gruppen: |
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| Foto 6: Boreus sp. |
Beim Klopfen auf Calluna-Büsche flatterten diese Wintergespenster davon: |
![]() Foto 7: Emmetia monodactyla |
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Literatur:
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__________________________________________________________________________________________________A. Staudt
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Namenloser Felskopf im Leuktal bei Weiten ** |
| Ein solcher Felsenstandort ohne
die Tapezierspinne Atypus? Das wäre doch sehr ungewöhnlich und daher machte ich mich an einem der folgenden Wochenenden gleich nochmal zu dieser Felsformation auf und nahm diesmal weibliche Unterstützung mit. Und tatsächlich waren so die Schläuche einer Atypus-Kolonie schnell gefunden! Wir konnten darüber hinaus ein wichtiges Ereignis im Leben einer Tapezierspinne beobachten: Im Frühjahr verlassen die vorjährigen Jungspinnen den mütterlichen Schlauch, in dem sie den ersten Winter verbracht haben, um sich am Fadenfloß auszubreiten. Auf ihrer rastlosen Suche nach einem geeigneten Startpunkt in der Nähe ziehen sie Spinnfäden hinter sich her, aus denen sich nach einiger Zeit ein charakteristisches Gespinst ergibt. Dieses hier (Foto 8), auf einem kleinen Grashorst der Drahtschmiele (Avenella flexuosa), ist das Werk von nur 4-5 Jungspinnen und noch wenig auffällig. Wenn dagegen viele Spinnchen beteiligt sind, sagen wir mal 50-100, können auch uneingeweihte Beobachter auf so ein Gebilde aufmerksam werden. |
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| Foto 8: Charakteristisches
Gespinst von Spinnfäden, das bei der Ausbreitung junger |
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| Foto 9: Die Baumeister des Gespinstes: Atypus-Jungtiere. |
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| Foto 10: Drassodes
hispanus lesserti, eine Plattbauchspinne mit unklarem taxonomischen
Status. In der |
| Auch ein weiteres Exemplar der
Feldspinne Scotina celans konnten wir aufsammeln, so dass
nun auch ein Foto von einem lebenden Tier vorstellt werden kann. Wie man
sieht, ist das Hinterleibsmuster beim lebenden Tier kaum zu erkennen. Gut
zu erkennen sind die familientypischen kräftigen Stacheln auf der Unterseite
der vorderen Beinpaare: |
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| Foto 11: Scotina celans, eine seltene Feldspinne aus der Familie der Liocranidae |
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________________________________________________________________________________A. Staudt & B. Dennemärker
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Namenloser Felskopf im Leuktal bei Weiten **
3. Besuch am 15. März 2008 |
| Keine der heimischen Echsen
hat einen längeren Schwanz als die Mauereidechse. Am Felskopf
im Leuktal war sie auch im Winterhalbjahr aktiv und ist jetzt, Mitte März,
am Standort kaum noch zu übersehen. Während die anderen Reptilienarten des Saarlandes in ihrem Bestand eher rückläufig sind, zeigt diese wärmeliebende Art in den letzten drei Jahrzehnten eine rasante Ausbreitung. Weicherding (2006) konnte z.B. zeigen, dass die Art im Zeitraum 1995-2003 nahezu alle größeren Bahnstrecken des Saarlandes besiedelt hat und damit auch beste Voraussetzungen für die Besiedlung primärer Felsstandorte gegeben sind, soweit dies nicht längst geschehen ist. Dies zeigt meiner Meinung nach, dass klimatische Einflüsse eine viel größere Bedeutung für das Vorkommen vieler Arten besitzen, als anthropogene Faktoren. Der Mensch neigt sehr gern zur Selbstüberschätzung, auch was seinen negativen Einfluss auf die Natur anbetrifft. Wenn er jedoch nicht gerade auf direkte Aussrottung aus ist, stellt er aber wohl nur einen Faktor unter vielen dar, die die Bestandsentwicklung der Tier- und Pflanzenarten in unserer Region bestimmen. |
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| Foto 12: Mauereidechse, Podarcis muralis |
| Aus der Gruppe der
Schmetterlinge war am 15. März bereits der Große Fuchs, Nymphalis
polychloros, am Felsen unterwegs. |
Der
Große Fuchs ist zwar kein typisches Faunenelement von Felsstandorten,
aber er sei, da offenbar ebenfalls Sonnenanbeter und mir damit sehr sympathisch,
erwähnt.![]() |
Die
häufigste Art am Felskopf war ein Verwandter "meiner" Artgruppe,
der Spinnentiere, wie man an den acht Beinen unschwer erkennen kann. Die
Tiere werden teilweise bis zu 3 mm groß und sind dann kaum zu übersehen.![]() |
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| Foto 13: Großer Fuchs, Nymphalis polychloros | Foto 14: eine Samtmilbe, Trombidium sp. | |
| Diese Wanze, an der Rinde einer
Kiefer, konnte sich bisher der Artbestimmung erfolgreich entziehen: |
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| Foto 15: unidentifizierte
Wanze ---> Arocatus roeselii (Dank
an Helga Simon für die Bestimmungshilfe) |
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Das Tier hat eine gewisse Ähnlichkeit mit den Arten Melanocoryphus albomaculatus, Horvathiolus superbus und Tropidothorax leucopterus. Das Merkmal Größe würde auf Melanocoryphus deuten. Melanocoryphus ist im Saarland allerdings bisher nur bei Saarhölzbach gefunden worden (leg. WERNO, 1993) und auch Horvathiolus ist nur von einer Handvoll Standorten bekannt (KALLENBORN 2006). Einer ist z.B. ein kleiner Steinbruch nur ca. 2,5 km bachaufwärts bei der Haselmühle (STAUDT 2006). Nach Helga Simon ist
auf den Fotos die Lygaeidenart Arocatus roeselii (Schilling,
1829) zu sehen, eine Wanzenart die phytohpag an Erle lebt. Grundsätzlich
ist die Art heute mit dem Neozoon Arocatus longiceps zu verwechseln,
der Platanen bevorzugt und seit 1997 in Deutschland vorkommt (H. SIMON,
schriftl. Mitt.). |
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___________________________________________________ KALLENBORN, H.
G. (2006): Kommentiertes Verzeichnis der Wanzenarten des Saarlandes
(Insecta: Heteroptera). - Abhandlungen der DELATTINIA Band 32, 2006, S.
199-231. |
| __________________________________________________________________________________________________A. Staudt |
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Namenloser Felskopf im Leuktal bei Weiten **
5. Besuch am 12. Mai 2008 |
| Am 12. Mai 2008 stand wieder einmal die Leerung der Bodenfallen an. Auffälligstes Tier in einer der Fallen war ein Männchen von Atypus affinis. Das war etwas überraschend, da gerade die Art Atypus affinis als "späte Art" gilt, bei der die Männchen erst sehr viel später als bei der Schwesternart Atypus piceus auf der Suche nach Weibchen herumlaufen. Aber Anfang Mai wäre auch für A. piceus ein sehr früher Termin. Interessanter erscheinen jedoch die zahlreichen Jungtiere, die im Zeitraum vom 20. April bis zum 12. Mai in die Fallen gefallen sind. Dies zeigt, dass die Dispersionsphase der Jungtiere, die wir bereits Ende Februar beobachten konnten, immer noch anhält. |
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| Foto 16: Atypus
affinis, dreigliedrige Spinnwarzen und Brustplatte als relevante Bestimmungsmerkmale. |
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| Und genau wie bei
den anderen Besuchen des Felsens gelangen die wirklich bedeutenden Spinnenfunde
auch diesmal nicht durch die Bodenfallen, sondern mit dem Klopfschirm und
durch Handaufsammlungen. |
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Von der Springspinne Neon levis hatte ich bisher noch keine Männchen gesehen. Weibchen der Art, vielleicht 2-3 Exemplare, hatte ich schon im Felsental der Saar zwischen Mettlach und Serrig (mit Bodenfallen) gefangen. Die Nachweiskarte für Deutschland findet man (->hier). Aktuelle Fundmeldungen der Art gibt es danach aus den Nordalpen (Muster 2001), aus dem Raum Würzburg und Hasloch (ÖAW 1992, 1999) und aus dem Saaletal bei Bad Neustadt (Beck 2002). |
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| Foto 19: Platybunus pinetorum | Foto 18: Neon levis, Männchen | |
| Platybunus pinetorum ist in den Wäldern des Nordsaarlandes eine sehr häufige Weberknecht-Art. Sie scheint aber, wenn auch weniger häufig, im gesamten Saarland vorzukommen. Man findet die (bereits großen) Jungtiere besonders leicht im Winterhalbjahr. Erwachsen werden die Tiere um den 20. April herum. Bisher konnte ich noch kein Männchen der Art einsammeln. | ||
| ___________________________________________________ Literatur: |
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| __________________________________________________________________________________________________A. Staudt |