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keine weiteren Informationen vorhanden! 07. Sept. 2009, Die Kleine Malve Malva pusilla Sm. (Malvaceae) neu
im Saarland.
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Am 07. September 2009 fiel dem Verf. am Rand eines asphaltierten Feldwirtschaftswegs auf dem Sommerberg zwischen Bliesransbach und Gräfinthal (TK Kleinblittersdorf 6808/232) eine zunächst an Malva neglecta erinnernde, aber ungewöhnlich kleinblütige Malve auf. Der kleine gesammelte Beleg entpuppte sich zu Hause nach Befragung der Bestimmungsliteratur als Malva pusilla.
Am 11. September wurde der Standort noch einmal zur Belegentnahme und Untersuchung der Begleitflora aufgesucht. Dabei wurden auf einer Länge von knapp hundert Metern zahlreiche weitere Pflanzen gefunden, die meisten sowohl fruchtend als auch noch blühend. (Die Belege sind dankenswerterweise von Peter Wolff überprüft worden und werden im Saarland-Herbar aufbewahrt).
Der an den Feldweg angrenzende Acker war frisch umgebrochen worden, doch einige wenige Pflanzen, die den Eingriff überlebt hatten, verrieten, dass ursprünglich das Vorkommen wohl noch reicher gewesen sein musste. Die Malven, die am Wegrand ungeschoren davongekommen waren, befanden sich in Gesellschaft folgender Arten: Aethusa cynapium, Amaranthus powellii, Anagallis arvensis, Capsella bursa-pastoris, Chenopodium album, Cichorius intybus, Convolvulus arvensis, Echinochloa crus-galli, Euporbia helioscopia, Fallopia convolvulus, Lactuca serriola, Polygonum aviculare s.l., Setaria pumila, Silene vulgaris s.l., Sinapis alba, Sonchus asper, Tripleurospermum perforatum und Veronica persica; am gegenüberliegenden Wegrand wuchsen auch Anagallis foemina, Euphorbia exigua und Lathyrus aphaca.
Malva pusilla
Foto 1: Malva pusilla ist an ihren kurzen, nicht oder kaum die Kelchblätter überragenden Blütenblättern zu erkennen.

Malva pusilla
, ein Archäophyt und salztoleranter Stickstoffzeiger, wird in den Bestimmungsfloren charakterisiert als "selten und unbeständig in Tretgesellschaften, in lückigen Unkrautbeständen, an Wegen und Schuttplätzen, auf trockenen, nährstoffreichen, oft kalkarmen Lehm- und Sandböden" (OBERDORFER 1973). Bislang fehlte die Art in der Florenliste des Saarlandes (SCHNEIDER et al. 2008).
In Deutschland kommt die ostmediterran-kontinental verbreitete Art nur sehr zerstreut vor und besitzt kleinere Nachweisverdichtungen in Norddeutschland und im östlichen Rheinland-Pfalz (HAEUPLER & SCHÖNFELDER 1988).

Eine besondere faunistische Note bekam der Fund von Malva pusilla durch die Entdeckung einer Raupe des Distelfalters (Vanessa cardui), die sich neben einer verlassenen Blatttüte in einem zweiten Malva-Blatt eingesponnen hatte (vgl. Foto 3). Nach dem Masseneinflug des Wanderfalters in diesem Jahr war zu erwarten, dass er das Nahrungspflanzen-Spektrum seiner Raupen erweitern würde, dennoch ist erstaunlich, dass auch an der im Gebiet extrem seltenen Malva pusilla eine Eiablage erfolgte.
(Nach Auskunft von Dr. Steffen Caspari sind in diesem Jahr Präimaginalstadien des Distelfalters auch auf Malva moschata und M. neglecta beobachtet worden; die Liste der Raupennahrungspflanzen umfasst mittlerweile 19 Arten).




Foto 2:
Die Teilfrüchte von Malva pusilla sind im Unterschied zu denen von Malva neglecta nicht glatt, sondern runzelig.

Foto 3: Rechts unten im Bild ist eine Distelfalterraupe zu erkennen, die sich in ein Blatt von Malva pusilla eingesponnen hat. In der Mitte unten eine verlassene Blatttüte.
_____________________________________________________________________________________________Ulf Heseler
Literatur:
HAEUPLER, H. & SCHÖNFELDER, P. (HRSG.) (1988): Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart, 768 S.
OBERDORFER, E. (1973): Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Stuttgart, 997 S.
SCHNEIDER, T. et al. (2008): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Spermatophyta) des Saarlandes. 3. Fassung. In: MINISTERIUM FÜR UMWELT UND DELATTINIA (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Pflanzen und Tiere des Saarlandes. Atlantenreihe Bd 4, Saarbrücken, 571 S.

 

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