11. Juli 2009, Massaker oder Drama im Pfälzer Wald
an der B10, Abfahrt Ruppertsweiler? |
Schauplatz
des Geschehens ist ein kleiner Hügel, der im Zuge des Ausbaues der
B10 entstanden ist. Auf dieser nur wenige Quadratmeter großen Anhöhe
entdeckte ich am Samstag, den 11. Juli 2009, die Überreste unzähliger
Hirschkäfer-Männchen (Lucanus cervus). Was ist hier
passiert? Haben wir hier so etwas wie einen Elephantenfriedhof für
Hirschkäfer vor uns, oder handelt es sich um den Lagerplatz eines überaus
erfolgreichen Hirschkäfer-Jägers? |
![](Platzhalter.gif) |
![Hirschäfer-Friedhof bei Ruppertsweiler](HirschkaeferFriedhof.jpg) |
Foto: Hügel
an der B10 bei Ruppertsweiler mit unzähligen Hirschkäfer-Überresten |
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![Lucanus cervus](Lucanus_1.jpg) |
![Lucanus cervus](Lucanus_2.jpg) |
Foto: Überreste
von Lucanus cervus, dem Hirschkäfer |
Die
Spurensicherung vor Ort ergab, dass die Überreste offensichtlich im
Verlauf eines größeren Zeitraumes an den Tatort verbracht wurden.
Einziger Verdächtiger am Tatort war eine Rabenkrähe.
![](Platzhalter.gif) |
Sonstige Beobachtungen: |
Auf den im Zuge
des Straßenneubaus neu entstandenen Sandböschungen fanden sich
(selten) an völlig ungeschützten Stellen einzelne Trichter von
Ameisenlöwen.
![](Platzhalter.gif) |
![Ameisenlöwentricher bei Ruppertsweiler](ALoewentricher.jpg) |
Foto:
Fangtrichter eines Ameisenlöwen
![](Platzhalter.gif) |
![Ameisenlöwe Ruppertsweiler](Ameisenloewe.jpg) |
Foto:
Larve von cf. Myrmeleon formicarius
![](Platzhalter.gif) |
Mehr als der Ameisenlöwe
erregte die potenzielle Beute am Rande des Trichters (siehe Foto) mein Interesse.
Diese "Wegameise" erschien mir doch etwas merkwürdig. Und
tatsächlich, bei Anwendung des Maximalzooms meiner Kamera entpuppte
sich die Ameise als Wanzenlarve:
![](Platzhalter.gif) |
![Alydus calcaratus Larve](Alydus_Larve.jpg) |
Foto:
Larve von Alydus calcaratus, dem Rotrückigen Irrwisch.
![](Platzhalter.gif) |
Anlass für
die Exkursion war natürlich eine Spinne.
An der B10, Ausfahrt Ruppertsweiler, hatte der bekannte Tierfotograph Heiko
Bellmann voriges Jahr auf der Heimfahrt von einem Besuch des Saarlandes
mehr oder weniger zufällig ein großes Vorkommen einer recht seltenen
Baldachin-Spinne, Frontinellina frutetorum, entdeckt. Da
ich diese thermophile Art schon mehr als 20 Jahre lang nicht mehr gesehen
habe, hatte ich die Örtlichkeit kurzerhand auf meine Prioritätenliste
der Exkursionsziele für 2009 gesetzt.
![](Platzhalter.gif)
Vor Ort hatte ich keine Probleme die Art zu finden. Sie baut ihre Netze
in die Jungkiefern, die sich in großer Zahl auf den frischen Sandböschungen
der neu ausgebauten B10 etabliert haben. Wahrscheinlich befinden sich auf
jeder der Kiefern dort (siehe Foto oben) ein oder gar mehrere Netze. Männchen
konnte ich keine finden. Für mich waren die Netze in keiner Weise auffällig
und nicht auf Anhieb von den Netzen von Linyphia oder Neriene
zu unterscheiden. Möglich, dass ich die Art in der Vergangenheit daher
öfters (immer?) übersehen habe.
Die Bewohner von großen Baldachin-Netzen sind nämlich mit der
Klopfschirmmethode, die ich favorisiere, nicht adaequat nachzuweisen, da
sie sich praktisch nicht aus ihren Netzen herausklopfen lassen. Besser man
fasst beherzt mit der Hand zu, um so die Tiere aus den Netzen herauszuholen.
Anschließend klebt einem dann das halbe Netz auf Arm und Kleidung.
Alle in Frage kommenden Arten (mit Ausnahme von Frontinellina natürlich)
sind ausgesprochen häufig und vor Ort bestimmbar, so daß ich
mir diesen Aufwand in der Regel nicht mache, vergesse aber dadurch häufig
die Tiere zu notieren oder überhaupt anzusehen.
![](Platzhalter.gif) |
![Frontinellina frutetorum](Ruppertsweiler_Frontinellina.jpg) |
Foto:
Frontinellina frutetorum
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Literatur:
NIEHUIS, M. & S.
SEBALD (unter Mitarbeit von M. WEIZEL) (2008): Beitrag zur Kenntnis der
Ameisenjungfern von Rheinland-Pfalz (Insecta: Neuropterida: Neuroptera:
Myrmeleontidae) - Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Zeitschrift für
Naturschutz, Bd 11, Heft 2 (2008), 459-515. |
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A. Staudt |
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