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Der
Blassgelbe Lerchensporn Pseudofumaria alba ssp. acaulis
(Wulfen) Lidén, eine neue
Art im Saarland |
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Seit
Jahren fällt an einer Mauer in Wiebelskirchen (MF 6609/122) ein Chasmophytenvorkommen
auf, dessen Pflanzen dem Gelben Lerchensporn (Pseudofumaria
lutea (L.) Borkh.) gleichen,
aber eine abweichende Blütenfarbe aufweisen. Am 30. Juni 2005 gelang es,
die Pflanzen als solche des Blassgelben Lerchensporns zu bestimmen. In
den Fugen der bis 2,50 m hohen und 20 m langen Mauer kommen fast 100,
zumeist kleinere Pflanzen vor. Markant waren 22 stärkere, bis 30 cm hohe
Stöcke.
Die Sprosse
des Blassgelben Lerchensporns weisen die gleiche Textur wie der im Saarland
fest eingebürgerte Gelbe Lerchensporn auf (Verbreitungskarte in
Sauer 1993). Die Pflanzen
erreichen bis 40 cm Wuchshöhe. Der Stängel ist verzweigt. Die Laubblätter
sind 15-25 cm lang gestielt, 3fach gefiedert und im Gegensatz zu den grünen
Blättern von P. lutea blaugrün
bereift. Die Blütentrauben sind 5-7 cm lang gestielt und reichblütig,
mit bis 14-22 Einzelblüten.
Diese sind einseitswendig angeordnet, tragen einen kurzen, ca. 1 cm langem
Sporn und sind, mit Ausnahme eines gelben Flecks auf der Spitze der inneren
Kronblätter, gelblich-weiss gefärbt. Ihre Farbe entspricht in etwa der
Grundfarbe der weiblichen Tiere vom Zitronenfalter. |
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Abb. 2: Pseudofumaria alba ssp. acaulis (=Corydalis ochroleuca), Blütentraube, gut zu erkennen ist der gelbe Fleck auf der Spitze der inneren Kronblätter. Foto: Sophie Attout |
Heimat
des Blassgelben Lerchensporns sind Italien und der Westteil der Balkan-Halbinsel,
wo sich das Vorkommen von Slowenien bis nach Mazedonien und Albanien erstreckt.
Die Pflanzen wachsen zumeist in Wäldern in schattigen Kalkfelsspalten und in Kalkfels-Grobschutt. Aus pflanzensoziologischer Sicht liegt ihr Schwerpunkt-vorkommen in der Klasse der Steinschutt- und Geröll-Gesellschaften (Thlaspietea rotundifolii Br.-Bl. et al. 1947). Verwilderungen sind aus Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden nachgewiesen (Tutin 1964), wo aber nur Vorkommen in Asplenietea- und Parietarietea-Gesellschaften bekannt sind. Die Art ist offenbar nirgendwo gefährdet und unterliegt keiner besonderen Schutzverordnung. |
Im Saarland scheint der Status klar. Frau Dr. M. Rosinski (brfl. Mitt.) schreibt zu dem Vorkommen in Wiebelskirchen: „Die Pflanzen in dieser Mauer kenne ich seit gut 60 Jahren. Ich beobachte die Pflanzen seit dieser Zeit. Leider hat man in den letzten Jahren zahlreiche Ritzen in der Mauer zubetoniert, so dass der Bestand stark zurückging“. |
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Darüber wie Pseudofumaria alba ssp. acaulis in das Saarland gelangt ist, ist nichts bekannt. Am wahrscheinlichsten wurde sie wohl zur Zierde angepflanzt und ist in dem, ihren Naturstandorten ökologisch ähnlichen, Lebensraum Mauerfugen eingewildert. Auch heute wird die Art selten und nur von Spezialgärtnereien als Zierpflanze angeboten. Angaben über Sorten, z.B. Blühsippen oder eine eventuelle Nutzung finden sich keine. |
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Literatur Lambinon, J., De Langhe, J.-E., Delvosalle, L. & J. Duvigneaud (1992): Nouvelle Flore de la Belgique, du Grand-Duché de Luxembourg, du Nord de la France et des Régions voisines. (Ptéridophytes et Spermatophytes). 4e édition. – Meise (Jardin botanique national de Belgique), CXX + 1092 p. Sauer, E. (1993): Die Gefäßpflanzen des Saarlandes mit Verbreitungskarten [= Aus Natur und Landschaft im Saarland, Sonderband 5]. – Saarbrücken (Minister für Umwelt und Delattinia), 707 S. Schönfelder, P. & A. Bresinsky (1990): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflazen Bayerns. – Stuttgart, 752 S. Tutin, T.G. (1964): Papaveraceae. – In: Tutin, T.G., Heywood, V.H., Burges, N.A., Valentine, D.H., Walters, S.M. & D.A. Webb (1964): Flora Europaea. – Bd. 1: 246-259, Cambridge. |
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__________________________________________________________________________Franz-Josef Weicherding
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