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keine weiteren Informationen vorhanden! 04. Juni 2006, Aktuelle Entwicklungstendenzen im NSG "Wolferskopf"
 

Arten:

Winfried Minninger, Reimsbach, meldet den Violetten Dingel, Limodorum abortivum, und das Brand-Knabenkraut, Orchis ustulata neu für den Wolferskopf.

 

Limodorum  abortivum

Der Orchideen-Experte Peter Steinfeld schreibt dazu:
"Der Dingel kommt heute noch im Raum Trier (z.B. Ralingen) vor. Die Fundstelle wird schon bei Schäfer (1826) genannt. Im lothringischen Moseltal (Metz-Nancy) gibt es wohl auch einige verbriefte Vorkommen, allerdings sollen die Populationen recht individuenarm sein - lediglich bei Nancy soll es ein etwas größeres Vorkommen geben, auch hier werden einige Stellen schon von Godron (1857) angegeben. Unweit der saarländisch-lothringischen Grenze gibt es einen schönen Kalkbuchenwald im "Bois de Hufels", wo Limodorum vorkommen soll, bei einer Überprüfung Mitte der neunziger Jahre konnte ich allerdings, obwohl ich in etwa die genaue Stelle als Beschreibung hatte, keine Exemplare finden - stattdessen Cephalanthera rubra und Epipactis microphylla. Insgesamt macht der Wald aber einen sehr guten Eindruck. Auch eine spätere Überprüfung zusammen mit Herrn Dierstein brachte keinen Erfolg.
An der alten saarländischen Fundstelle im Atzbüsch bei Perl habe ich die Pflanze auch nicht mehr gesehen.
Seit wenigen Jahren wächst der Dingel auch in der Pfalz im bekannten NSG Schmalscheidchen bei Monbijou. Letztes Jahr waren es 2 Pflanzen unweit des Hauptweges, der im oberen Bereich am Waldrand durch das NSG führt. Dieses Gebiet ist schon viele Jahrzehnte aufgrund seiner reichhaltigen Flora bekannt und wurde daher schon immer gerne begangen - bis Ende der neunziger Jahre hat dort allerdings nie jemand Limodorum gesehen."

Thomas Schneider hat folgende Detailinformationen zur Verbreitung der Art im Moseltal zusammengestellt:
Die Art wird für das lothringische Maas- und Moseltal bereits von Holandre genannt. Die erste Auflage der Flore de Lorrain (Godron 1843) nennt für das Moseltal Nancy, Maréville, Malzeville, Metz, Châtel und Novéant. In der 2. Auflage (1857) kommen Pont-á-Mousson, Toul, Saulny und Ars-sur-Moselle dazu. In der 3. Auflage (1883) Bodonville, Vandoeuvre und "entre Pompey et Liverdun".

Danach gab es lange Jahre keine Meldungen aus dem lothringischen Moseltal. Das lag aber zum großen Teil am fehlenden Interesse an der Feldbotanik im Frankreich der 1970er und 1980er Jahre. Mittlerweile hat sich das grundlegend geändert. In Lothringen gibt es heute viele aktive Feldbotaniker, so dass Limodorum in den vergangenen 10 Jahren von folgenden Fundorte bekannt wurde (entlang des Moseltals von Süden nach Norden):

Chavigny, Toul, Pompey, Frouard, Malzéville (Tal der Meurthe), Maxéville (Tal der Meurthe), Eulmont (Tal der Meurthe), Laxou (Tal der Meurthe), Vandoeuvre (Tal der Meurthe), Nancy (Tal der Meurthe), Montauville, Pont à Mousson, Arnaville, Noveant/Moselle, Ars/Moselle, Gorze, Vaux, Gravelotte, Chatel Saint Germain, Saulny, Marange-Silvange (Ornetal), Clouange (Ornetal), Fontoy (Fenschtal), Merschweiller (Manderner Tal), Ritzing (Manderner Tal), Schwerdoff (Nied).

Das Verbreitungsbild zeigt das selbe Muster wie bei vielen submediterranen oder submediterran-subatlantischen Arten, die aus Lothringen bis zum Saarland und weiter nach Rheinland-Pfalz vorkommen:
Die Art kommt in breiter Front nach Norden das Moseltal herunter, hat dabei einen Schwerpunkt im Moselbogen von Liverdun und im Talkessel von Nancy und wiederum an der westlichen Moselseite um Metz und strahlt dann, immer seltener werdend, nach Norden bis Thionville und weiter zu den warmen Seitentälern der Doggerstufe aus und tritt wiederum im Muschelkalk der "Obermosel" (das ist eine sehr deutsche Bezeichnung) um Sierck/Perl auf.
Auch das Verbreitungsmuster Manderner Tal - Niedtal - Hausstadter Tal findet sich immer wieder, z.B. bei Cornus mas oder Tamus communis (letzterer hat allerdings auch einige Fundstellen im Keupergebiet südlich Bouzonville!).

An den saarländischen Fundstellen des Dingel wurden die Pflanze zuletzt in den 1980er Jahren beobachtet. Es gibt dann noch Richtung Trier eine alte Stelle an der ehemaligen Römerstraße bei Körrig, die seit den 1950er Jahren nicht mehr bestätigt wurde. Im Luxemburger Moseltal sind die Fundstellen an den Scheidköpfen bei Mertert seit langem bekannt, aber auch schon lange nicht mehr bestätigt worden. Im Sauertal und der Südeifel sind dann die letzen Vorkommen nach Norden, von denen die Fundstellen im Ralinger Röder seit über 100 Jahren erstaunlich stabil sind. Zudem noch in Luxemburg gegenüber Rosport, am Reschberg bei Olk und am Messen-Berg zwischen Möhn und Träg.


Was Orchis ustulata im westlichen Saarland betrifft, teilt P. Steinfeld folgendes mit:
"Es gibt einen zweifelsfreien Herbarbeleg im Rheinischen Herbar in Bonn, gesammelt 1895 auf den Saarwiesen oberhalb Merzig (leg. Blick). Ich habe einen Fotobeleg angefertigt. Des weiteren findet sich in dem Manuskript von Pfarrer Schmitt (1850) ein Hinweis auf ein Vorkommen bei "Wallerfangen", sogar mit der Jahresangabe 1846.
Ich vermute, dass die Art früher die Auwiesen der Saar besiedelte (es gibt mehrere Belege aus der unmittelbaren Umgebung Saarbrückens, von Güdingen über Arnual bis Völklingen). Orchis ustulata teilte sich diesen Standort mit Orchis coriophora, die ja auch aus den Saarwiesen angegeben wird (z.B. Rosbach 1880 und Schultz 1845) und von der auch Herbarbelege (s. Steinfeld Abh. Delattinia 31) existieren. Orchis ustulata kam wohl früher auch am Hammelsberg vor. Die genaue Fundstelle hatte ich aus dem Nachlass von Eduard Peitz - allerdings ohne Erfolg schon Ende der achtziger Jahre überprüft - es sollen ohnehin nur sehr wenige Pflanzen gewesen sein. Es gibt aber noch eine aktuelle Stelle auf dem gleichen Höhenzug - allerdings schon auf der lothringischen Seite.
Abschließend noch der Hinweis, dass die Art früher auch bei Serrig im Grenzgebiet zu Rheinland-Pfalz vorgekommen ist (leg. Dewes 1910)."


Th. Schneider
schreibt zu Orchis ustulata:

Orchis ustulata ist eine Wiesenart, die sich soziologisch ähnlich verhält wie Orchis morio, allerdings besonders wärmeliebend ist und eine trockenere Ausbildung der Glatthaferwiese bevorzugt. Sie tritt noch heute um Trier und im Nahetal um Birkenfeld mehrfach in mageren Arrhenathereten auf, oft gemeinsam mit Orchis morio. Natürlich geht sie auch in Mesobromion-Wiesen und kann sich in deren Brachen - solange sie kurzrasig genug sind - lange halten. Durch Peters historische Recherchen besteht kein Zweifel, dass sie früher im Saartal und sicher auch in den angrenzenden Höhen vorkam - wie auch Orchis morio, von der es auf einer alten Saarterrasse bei Mechern noch eine Restpopulation gibt. Haffner hatte mir zudem mündlich über Beobachtungen von Orchis ustulata auf dem Gipsberg bei Merzig berichtet, leider gibt es davon aber kein schriftliches Zeugnis.

 

Eva Schaller, Saarburg, meldet den Wiederfund der Spinnen-Ragwurz, Ophrys sphegodes, am Wolferskopf.
Ophrys sphegodes Auch hier Hintergrundinformationen von P. Steinfeld: "Zu Ophrys sphegodes ist zu sagen, dass die Art bereits 1935 am Wolferskopf (Mittelberg) von Haffner entdeckt wurde - es existiert ein Herbarbeleg im Zentrum für Biodokumentation, den ich selbst gesehen und fotografiert habe, darüber hinaus gibt es von Haffner selbst eine alte Aufnahme in schwarzweiß.
Die Art hielt sich am Wolferskopf bis 1985, um dann einem Ackerumbruch zum Opfer zu fallen. Von Haffner wurde früher auch hin und wieder mal ein Einzelexemplar am Gipsberg beobachtet. 1961 blühte nach Haffner auch ein Exemplar am Klausberg bei Montenach. Ophrys sphegodes kam auch noch bis Anfang der achtziger Jahre am Hammelsberg auf der lothringischen Seite vor. Ich selbst habe sie nicht mehr gesehen (Thomas Schneider aber noch).
Es existieren von Haffner auch einige Aufnahmen aus den sechziger Jahren (auch eine Bastardpflanze mit der Hummel). Die Population wurde übrigens schon in den dreißiger Jahren entdeckt (Busch 1940).

Im Südostsaarland gibt es ebenfalls die Spinnen-Ragwurz (seit Ende der neunziger Jahre bei Altheim bis max. 10 Expl., 2002 ein Exemplar bei Herbitzheim am Hanickel und seit einigen Jahren 1-2 Pflanzen bei Habkirchen an der Willersklamm). Diese drei Vorkommen sind meiner Meinung nach autochthon.

Darüber hinaus gibt es ja die merkwürdige Population in der Badstube (seit Ende der neunziger Jahre), wo es alle Übergänge von Ophrys araneola bis Ophrys sphegodes gibt und diverse Bastarde mit Ophrys holoserica. Den natürlichen Status dieser Population stelle ich in Frage, zumal in den letzten Jahren auch noch Bastarde mit Pflanzen aus dem Ophrys fusca oder Ophrys lutea-Formenkreis aufgetaucht sind - also in der Badstube wurde mit Sicherheit rumgespielt und experimentiert.

Bei Kirrberg (am Kalkofenhübel) findet sich seit einigen Jahren in einem kleinen Halbtrockenrasen unweit der Landstraße eine große Sphegodes-Population mit über 40 Pflanzen - auch eine kritische Sache? Abschließen sei noch erwähnt, dass die Spinne Anfang der achtziger Jahren bei Gersheim angepflanzt wurde und sich bis etwa Mitte der neunziger Jahre gehalten hat. Auch heute noch kann man hin und wieder einzelne Bastarde mit der Hummel-Ragwurz antreffen (Fotobelege vorhanden)".

Th. Schneider ergänzt: "Die Art war sicherlich immer in der Region um Merzig vertreten. Haffners Aufzeichnungen geben Vorkommen am Gipsberg bei Merchingen und am Wolferskopf an. Zudem die genannten Stellen am Hammelsberg bei Apach (aber immer auf der franz. Seite) und am Klausberg bei Montenach. Am Hammelsberg habe ich bis ca. 1986 maximal 8 Pflanzen beobachtet. danach wurden die Kalk-Halbtrockenrasen nicht mehr wie früher jährlich abgeflämmt, die Grasnabe verfiltzte und die Art ist heute nicht mehr zu finden. Am Wolferskopf konnte ich selbst die Art noch in dem Bereich, in dem der Acker umgebrochen worden ist, beobachten".

 


 

 

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